Ein Wort zum Jahreswechsel 2022 – 2023

Bei einer jüngsten Umfrage stimmten 61 Prozent der Deutschen der Aussage zu: „Wenn man an die aktuellen Krisen und Probleme denkt, war 2022 das schlimmste Jahr seit langem“. Das lässt tief blicken: tief in die geistige Matrix einer Gesellschaft, die ihre Resilienz und Krisenkompetenz eingebüßt zu haben scheint. Erstaunlich in einem Land, das sich im 20. Jahrhundert mehrfach neu erfunden hat, nachdem es katastrophal in die Irre ging. Was ist los? Sind wir einfach nur erschöpft? Oder steckt mehr dahinter?

In meinen Augen verrät das Umfrageergebnis, dass unsere gesellschaftliches Klima von einem kollektiven Mindset geprägt ist, der es vielen schwer macht, den Realitäten des 21. Jahrhunderts angemessen zu begegnen. Man muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass dieses Jahrhundert noch weit gravierendere Krisen für uns bereithält als das, was sich in 2022 zugetragen hat. Und es braucht keinen besonderen Scharfsinn, um zu erkennen, dass wir diese Herausforderungen nur gemeinsam, als Kollektiv bestehen können. Aber davon sind wir weit entfernt. Das Problem heißt: Selbstbezüglichkeit.

Und eben das ist mein Wunsch für uns alle und an uns alle: dass 2023 ein Jahr der geistigen Disruption werde – des Erwachens aus der Trance der Selbstbezüglichkeit hin zu einem starken europäischen Gemeinsinn.

Christoph Quarch, 31. Dezember 2022